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Songtexte und Gedichte von T. Paul Fischer

Dann kam Thatcher
Text ©Juli 2023 & Musik © Juli 2007: T.Paul Fischer = SicPaul

Denk ich an früher, wird mir warm ums Herz,
Jeder am Probieren, kein Fokus auf Kommerz.
Quirlige Freiheit, bunt und kreativ,
Potenziertes Schaffen durch das Kollektiv.

Klar ging's auch um Einkunft, um gutes Leben halt,
Doch nicht als K.-o.-Kampf, eher durch Zusammenhalt,
Gemeinsam planen, diskutiert wurd' derweil viel,
Nicht Effizienz nur, Gemeinschafts-Fortschritt war das Ziel.

Doch dann kam die Thatcher-Zeit, der Hippie-Charme vorbei,
Ellenbogengesellschaft nun statt vereinter Träumerei,
Rücksichtslose Konkurrenz, das Ego nun zentral,
Jeder gegen jeden jetzt, halt neoliberal - asozial!

Das soziale Netz brach vielen plötzlich weg,
Die Ressourcen gingen dafür drauf:
"Wie bring ich das Geld für'n Alltag auf?"
Die Markt-Macht trumpfte auf:
Was vorher vom Staat profitfrei parat,
Gibt's nun viel teurer privat!

Thatcher, Reagen und dann Kohl stahlen Wohlfahrtsglück,
Sie halfen mit Sozialabbau, dem freien Markt zum Glück,
Dem Keynesianismus abgekehrt, liberal dereguliert,
Wurde für das Gros im Volk ein Zwang zur Mehrarbeit kreiert.

Wenn ich mich heute hier umseh', dann kocht in mir die Wut,
Wir leben in 'nem reichen Land, doch zu vielen geht's nicht gut.
Sozialabbau gegen Superreich, da schlägt's bei mir Alarm,
Bei all dieser Wirtschaftskraft, warum sind so viele arm?


Änderungen: Keine.


Thatcherismus von: Gottfried Schröder, Uni Kiel
Die Regierungszeit Margaret Thatchers (1979-1990) markierte einen radikalen Wandel in der britischen Politik der Nachkriegszeit, weil sie die Abkehr von dem bisher zwischen den großen Parteien (Labour, Konservative) herrschenden Konsens über grundsätzliche Ziele der Politik bedeutete. Bis dahin bestand trotz wechselnder Regierungen Einheit über bestimmte Grundprinzipien, z.B. die Bewahrung des Wohlfahrtsstaats, das Bemühen des Staates um Vollbeschäftigung und einer fiskalischen Politik, die als eine Mischung aus privaten und staatlichen Investitionen verstanden wurde. "Thatcherismus" ist ein mehrdeutiger Begriff, der sowohl die von Thatcher vertretene Ideologie der Neuen Rechten beinhaltet als auch deren praktische Politik sowie den von ihr praktizierten Regierungsstil.
Die dem ökonomischen Liberalismus verpflichtete Wirtschaftspolitik suchte die Stärkung der "Kräfte des Marktes" und gleichzeitig den Rückzug des Staates aus möglichst vielen Bereichen. Konkret bedeutete dies z.B.: Kürzung staatlicher Ausgaben, verbunden mit Steuersenkungen (als Anreiz für Konsum und Investitionen); Deregulierung des Arbeits- und Finanzmarktes verbunden mit dem Versuch, die Gewerkschaften zu zerschlagen; weitgehende Privatisierung staatlicher Gesellschaften und Versorgungsbetriebe (z.B. Bahn, Wasserversorgung). Entsprechend ihren neo-konservativen Prinzipien betrieb Margaret Thatcher den Rückzug des Staates aber nur im Bereich der Wirtschaft - im Sinne der Wahrung und Stärkung einer traditionellen Wertehierarchie fühlten sich umgekehrt Thatcher-Regierungen Begriffen wie "Anstand", "Ordnung" und "Nation" verpflichtet, was sich z.B. an der Förderung von "Law and Order" zeigte sowie einer harten Linie gegenüber Terroristen (z.B. IRA-Hungerstreiks), verschärften Einwanderungsgesetzen und einer offenen Europa-Feindlichkeit. Dem Streben nach nationaler Eigenständigkeit entspricht die gewichtigere Rolle des Militärs (Falklandkrieg). Innenpolitisch bedeutete Thatcherismus auch die Stärkung der Zentralregierung auf Kosten regionaler oder kommunaler Regierungen und Verwaltungen; unter sozialen Aspekten brachte die Thatcher-Zeit eine sich weiter öffnende Kluft zwischen Armen und Reichen.

Hörprobe

Im Juli 2023 sang ich parallel zur etwas geradegerückten 2007er Original­auf­nah­me zunächst erst einmal den neuen Text, bevor ich nach und nach die Insrumente neu eingespielt habe: Zwei E-Gitarren (Tele & Strat), E-Bass, zwei Spuren Synth (Fantom-X) mit vielen unter­schied­lichen Sounds und die vom DR-202 über den Fantom-X ausgegebenen Drum-Sounds. Es war mehr Tüftelei, als diese lapidare Be­schrei­bung vermuten lässt.
Um Abstand für Feinarbeit zu gewin­nen, hier erstmal ein sehr vorläufiger Mix:
TPF mit Zylinder an E-Gitarre v16e, Spielzeit 5:29 Minuten

Akkorde

83 (166) BPM

Teile 1:
e, e, C, e - e, e, D, e
e, C, G, e - e, e, D, e4

Teile 2 und 3
e, e, eD, e - e, e, CD, e4


Kommentar

Im Jahr 2007 experimentierte ich mit einem DR-202 Drum-Computer, einem Fantom-S Synthesizer und den Gi­tar­ren-Effekten des BR-864 Hard­disk-Re­cor­ders, als die musikalische Idee zu diesem Song entstand. Mangels Text garnierte ich die Idee mit gesungener Phantsie-Sprache, notierte die Grund­ge­danken zum heutigen Text und nahm einen Stereo-Mix des Fragmentes auf. Da mir die Atmosphäre der Aufnahme recht gut gefiel, unternahm ich in den folgenden 15 Jahren zwar mehrere Anläufe, die aufgezeichnete Melodie silben­ge­nau mit deutschem Text zu versehen, aber erst im Juli 2023 fruch­te­ten die Versuche.
Allerdings muss ich im Nachhinein bestürzt feststellen, dass mir aufgrund der strengen Inhalts-  und Sil­ben­vor­gabe bei der For­mu­lierungs­fin­dung diesmal sogar drei identische Reime durchgerutscht sind... ("halt", "auf" und "Glück").



Keynesianismus
Mit Keynesianismus (auch Fiskalismus) wird im Kern die Idee von John Maynard Keynes bezeichnet, dass der Staat, um wirtschaftliche Sta­bilität zu erzeugen, antizyklisch zum Kon­junk­tur­zyklus in die Markt­wirtschaft eingreifen soll. Salopp gesagt: wenn die Wirtschaft brummt, sollte der Statt sparen, und wenn die Konjunktur stottert, sollte der Staat investieren.

©2015-2024, T.P.Fischer alias SicPaul