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Songtexte und Gedichte von T. Paul Fischer

Miet-Wucher
Text & Musik © Oktober 2020: T.Paul Fischer = sicpaul

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Angesichts der Wohnungsnot versteh' ich die Politik nicht.
Bei preiswertem Wohnraum gibt es lang schon 'nen Engpass.
Handlungsbedarf besteht dringend in dieser Hinsicht,
Seit Dekaden weiß man das,
Doch gibt man hier nicht (wirklich) Gas.

Die Durchschnittslöhne steigen jährlich um drei von Hundert,
Die Teurungsrate liegt bei anderthalb Prozent,
Recht auf Miet-Anhebung von 6 bis 8 verwundert,
Die Diskrepanz ist evident!
Und ich glaub nicht, die hab'n gepennt!

Warum dürfen denn die Mieten   schneller steigen als der Rest,
Was grad in den Stadtgebieten   vermehrt die Armut wachsen lässt?
Warum koppelt man die Mieten   nicht fest an die Inflation?
Turbo-Teu'rung zu verbieten   entschärft den Armutszuwachs schon!
Soll'n im Zentrum nur Eliten   und Geldadel wohnhaft sein?
Warum schränkt man Profit durch Mieten   nicht sozial verträglich ein?

Für sozialen Wohnungsbau zahlen Bürger kräftig Steuern,
Warum hebt man Sozialbindung nach zwei Dekaden auf?
Wieso können Kommunen den Bestand an Privat verscheuern?
Beim Sozialwohnhausverkauf
Zahlt doch die Gesellschaft letztlich drauf!

(Und) Die Privatisierung ist ein Punkt nur dabei
Wohnangebot zu dezimieren;      
Die Politik lässt zu viele Wege freialt=
Günstige Mieten zu ruinieren.

Statt Pflege ist Abriss beliebt
Von Wohnblocks mit geringen Mieten,
Luxusneubau danach ergibt
Viel bessere Renditen.
Instandhaltungskosten sind hoch
Und die Mieten darf man so nicht steigern,
Mit Trick trägt die Kosten doch der Mieter,
Modernisierung darf er nicht verweigern.

Artikel 14 Grundgesetz sagt: "Eigentum verpflichtet.
Sein Gebrauch soll zum Wohl der Allgemeinheit sein."
Wird Bezahlbarkeit von Wohnraum grob vernichtet,
Tritt somit Rechtsverletzung ein,
Dies kann zum Wohle wohl nicht sein.

Warum dürfen denn die Mieten   schneller steigen als der Rest,
Was grad in den Stadtgebieten   vermehrt die Armut wachsen lässt?
Wieso gibt es nicht Verbote   für Luxusbuden in der Stadt,
Wenn deren Zahl die Reichen-Quote   vom ganzen Land überschritten hat?
Modernisierung wird zum Alptraum   weil so der Mietpreis explodiert,
Warum wird günst'ger Wohnraum   auf diese Weise reduziert?
Warum gibt's kein Recht auf's Wohnen   zum angemessenen Tarif?
Da dies fehlt, muss ich betonen:   hier läuft gründlich etwas schief!


Änderungen: nach Fertigstellung keine.
Anmerkungen:In Deutschland mitteln sich die Inflationsraten der 20 Jahre von 2000 bis 2019 im Durchschnitt zu rund 1,5%. Die statistisch erfassten, gemittelten Lohnzuwächse ergeben etwa 2,45% pro Jahr, zum Singen aufgerundet auf 3%. Die Mieten dürfen, ohne Modernisierung, Wegfall der Preisbindung geförderten Wohnungsbaus etc. alle 15 Monate um 10% oder alle 3 Jahre um maximal 30 Prozent angehoben werden, was im Mittel ca 6-8% jährlich entspricht. Modernisierungskosten dürfen verteilt auf 10 Jahre auf die Mieter umgelegt werden. Danach darf die Miete so hoch bleiben, obwohl die Mieter schon alles abbezahlt haben. Man braucht kein Mathe-Genius zu sein, um zu sehen, dass hieraus zwangsläufig und systembedingt eine soziale Schieflage entsteht.

Der Begriff "Mietwucher" ist eigentlich ein juristischer und bezeichnet Mieten, die über 50% oberhalb der ortsüblichen Vergleichsmiete liegen. Ich halte allerdings schon viele dieser Vergleichsmieten für Wucher und wählte daher diesen Titel.

Hörprobe

Der finale Mix ist [Trk: 14] auf CD:
"Ich stelle mal fest"

Beginnend mit Grundrhythmus und dem Arpeggio des Roland JX-03 Syn­the­sizers, spielte ich im Oktober 2020 erst die Konzert­gitarre und trällerte den noch unfertigen Text. Mit zunehmender Text­dichtung hangelte ich mich so von Part zu Part und ergänzte Synthesizer-Themen, Schlag­werk-Pro­gram­mierung, Gesangs­linien und Chor­stimmen, bis das Arran­gement komplett war. Zwecks ein­heit­licheren Klanges sang ich die Haupt­stimme dann nochmal im Ganzen, bevor mein tief gespielter 5-Saitenbass den Abschluss bildete.

TPF am 5-Saiter

v016a

Akkorde

96 BPM

Strophen:
||:e, G, f#, A(+h):||(3x) ||: C, D, e, e:||

Refrain:
C, h, e9, e9, - D, C, A, A
C, h, e9, e9 - h, C, e,e

Mittelteil:
C,D,G,A-C,D,A,A
C,D,G,A-E,D,A,A
||:f#, E,f#:|| (4x)

TPF mit Konzertgitarre 2020

Kommentar

Die größte Gefahr für das, was wir hier­zulande als Demo­kratie be­zeich­nen, geht von der immer größer werdenden Kluft zwischen Arm und Reich aus. Das führt u.a. zum Ver­trauens­verlust in staatliche Insti­tu­tionen, fördert Popu­lismus und treibt Unzufriedene teilweise in Arme von Faschisten. Ein Motor für die stetige Ver­armung sind die Mieten, die mit regelmäßiger Pünkt­lichkeit kräftiger angehoben werden als die allgemeine Teuerungs­rate. Sich an einem Grund­bedürfnis (Wohnen) schamlos zu bereichern, ist meines Erachtens grob asozial.
Das Thema mäanderte in den letzten Jahren immer wieder mal durch meine grauen Zellen, traf aber Anfang Oktober 2020 endlich auf die musika­lische Idee zu Refrain und Strophen. Natür­lich kann der Text hier nicht alle Aspekte der Misere benennen, das ergäbe zu viele Strophen.

TPF auf dem Cover des Mieterverein-Journals
In den späten 80ern fotographierte mich Martin Typke mit einer Ein­ver­ständ­nis­erklä­rung zur Moder­ni­sierung in der Hand für das Cover des Journals vom Hamburger Mietverein...

Mieter-Journal Ausgabe Nov. 1989

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