Herbst
Text & Musik ©März 1977/Oktober2021: T.Paul Fischer = SicPaul
Wenn des Tages Ende sich früher zeigt,
Wenn die letzte Blume den Kopf schon neigt,
Wenn die meisten Blätter das Grün verlässt,
Wenn nun starker Wind zerrt am Geäst...
Wenn nun morgens Nebel schwebt auf dem Feld,
Wenn das letzte Obst vom Baume fällt,
Wenn die milde Sonne den Bogen enger spannt,
Wenn der erste Reif bedeckt das Land.
Dann ist es Herbst, Herbst hier in Deutschland,
Alles macht sich nun für die kalte Zeit bereit,
Dann ist es Herbst, mit Sonnentiefstand,
Und es ist zum Winter nicht mehr weit.
Wenn man sich draussen verstärkt im Mantel zeigt,
Wenn über den Dächern vermehrt jetzt Rauch aufsteigt,
Wenn ob der Kälte man mehr zusammenrückt,
Wenn ohne Wärme manch Sorge stärker drückt...
Dann ist es Herbst, nasskaltes Wetter,
Alles macht sich nun für eine harte Zeit bereit,
Dann ist es Herbst, fallende Blätter,
Und es ist zum Winter nicht mehr weit.
Wenn statt dichter Mähne die Haarpracht sparsam weht,
Wenn der Gesichtshaut Glätte in Falten übergeht,
Wenn als Haaresfarbe das Grau schon überwiegt,
Wenn statt Elan nun oftmals Trägheit siegt.
Dann ist es Herbst, Herbst auch im Leben,
Und Melancholie macht sich allerorts jetzt breit,
Ja, es ist Herbst - Gedanken schweben -
Das Zyklusende ist nun nicht mehr weit!
Änderungen
Für den ersten Teil waren ursprüglich drei Strophen geplant, aber in der zweiten und dritten fehlte jeweils der abschließende Reim, so dass der Teil auf die fertigen Reimpaare gekürzt und außerdem die Sonne von warm zu mild wurde. Im ersten Refrain fehlte der Sonnentiefstand. Die dritte Strophe blieb in den 70ern zwar mit vielen Variationen fragmentarisch skizziert, war aber noch nicht fertig gereimt.
Hörprobe
Im Herbst 2021 legte ich zunächst mit einer Pilotspur die Struktur fest, sang den Text und programmierte die Drums. Anschließend spielte ich die 6- und 12-saitigen Westerngitarren, nahm den Kontrabass auf, fütterte meinen VP-03-Vocoder und betastete den JU-06 Synthesizer, bevor ich zur umgestimmten Irish-Bouzouki griff. Das Ergebnis ist als vorläufiger Mix hier zu hören:
Version 17q, Spielzeit 4:09 Minuten
Der finale Mix ist [Trk: 16] auf CD:
"Darf's auch etwas mehr sein?"
Akkorde
Strophen:
||:e, D, e, D,G:||*6 - C, D, D,e
Bridges:
e, D, e, D,G - e, D, e, D,D
Ref:
G, A, G, A - h, F#, h, F#
G, A, G, A - F#, G, h, h (+ C)
Ende:
(C,) D, e
Kommentar
Ab und zu, wenn ich alte Stücke von mir spielte, erinnete ich mich auch an das Riff und einige Strophenzeilen von "Herbst". Dieser Song ist damals nie zuende getextet worden, womöglich auch, weil ich das Riff nicht spielen konnte, wenn ich zugleich den Text singen sollte. Die damals bereits fertigen Textzeilen schlummerten schon lange in meinem Fragmente-Ordner, wollten nun aber doch einmal zuende geschrieben werden.
Was mir aber vor der Sichtung eines Original-Zettels entgangen war, dass ich die meisten Zeilen schon im März 1977 schrieb.
Bei erst unvollendeten, dann aber viel später zuende getexteten Songs (wie z.B. "Sie zeigen mit dem Finger") gebe ich generell als Entstehungsdatum den Zeitpunkt an, bei dem ich mindestens 80% fertiggestellt habe, obwohl die Vollständigkeit erst viel später erreicht wurde (wobei die 20% ungefähr dem Anteil entsprechen, die manch anderer Song nachträglich an Änderungen erfahren hat).
So, ist nun "Herbst" meine älteste deutschsprachige Komposition. Dies hatte ich eigentlich den Songs "Gerechtigkeit" bzw. "Tragödie der Gegenwart" zugeschrieben.
Einem weiteren Zettel mit einer alten Set-Liste für einen Auftritt der Gruppe "Irrlicht" entnahm ich ferner, dass es wohl zwischen "Herbst" und "Gerechtigkeit" noch einen weiteren Song namens "Warum?" von mir gegeben haben muss, an den ich mich aber derzeit so rein gar nicht erinnern kann. Nicht die geringste Spur von Musik oder Text...
(... und definitiv ohne Bezug zum viel später geschriebenen "Vater, warum?")